Seit vielen Jahren wird Coenzym Q10 wie eine Art Jungbrunnen gehandelt. Es soll Alterungsprozesse verlangsamen, die Herzgesundheit verbessern, Falten reduzieren und noch viel mehr. Das Ganze klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Was ist dran an diesem kleinen Molekül?
In diesem Blogartikel erfahren Sie, was Coenzym Q10 ist, welche Funktion es hat und welche medizinischen Erkenntnisse es bis jetzt darüber gibt.
Seit vielen Jahren wird Coenzym Q10 wie eine Art Jungbrunnen gehandelt. Es soll Alterungsprozesse verlangsamen, die Herzgesundheit verbessern, Falten reduzieren und noch viel mehr. Das Ganze klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Was ist dran an diesem kleinen Molekül?
In diesem Blogartikel erfahren Sie, was Coenzym Q10 ist, welche Funktion es hat und welche medizinischen Erkenntnisse es bis jetzt darüber gibt.
Coenzym Q10 ist in allen pflanzlichen und tierischen Organismen vorhanden. Deshalb wird es auch als Ubichinon (bzw. Ubiquinon) bezeichnet – nach dem lateinischen Wort „ubique” für „überall”. Es wird von unserem Körper selbst gebildet und ist für uns lebensnotwendig.
Nur mit seiner Hilfe können unsere Zellen die Energie aus der Nahrung verwerten und für sich nutzen. Außerdem ist es (wie die Vitamine C und E) ein sehr starkes Antioxidans, das uns vor schädlichen freien Radikalen schützt.
Coenzym Q10-Vorkommen in unserem Körper
Der Mensch hat etwa 30 Billionen Zellen (einige sprechen sogar von 80 Billionen) und alle enthalten Coenzym Q10, hauptsächlich in denMitochondrien. Diese Zellorganellen sind sehr wahrscheinlich frühere Einzeller, die sich zu Beginn der Evolution mit anderen Zellen verbunden haben. Noch heute verfügen sie über eine eigene DNA. Sie sehen aus wie länglich geformte Luftballons und besitzen eine äußere und eine innere Membran.
In den Mitochondrien findet die Verwertung der Nahrungsenergie statt. Deshalb werden sie auch „Kraftwerke der Zellen” genannt. Besonders viele Mitochondrien besitzen Zellen von Organen, die viel Energie verbrauchen. Dementsprechend ist dort die Coenzym Q10-Konzentration am höchsten1. Dazu gehören Herz, Nieren und Leber.
Funktion von Coenzym Q10 bei der Energiegewinnung
Der letzte Schritt der Energiegewinnung erfolgt in der so genannten Atmungskette. Dabei handelt es sich um eine Reihe von vier hintereinander geschalteten Enzymkomplexen in der inneren Mitochondrienmembran.
Hier wird Wasserstoff (aus der Nahrung) mit Sauerstoff (aus der Atemluft) zu Wasser verbunden. In der Natur kommt es dabei zu einer schnellen Energiefreisetzung, der so genannten Knallgasreaktion. In der Atmungskette wird diese Reaktion kontrolliert und sanft vollzogen – und die gewonnene Energie wird für die Bildung unseres Universal-Energieträgers ATP (Adenosintriphosphat) aus ADP (Adenosindiphosphat) genutzt.
Grob vereinfacht passiert Folgendes:
Die Komplexe nehmen negativ geladene Elektronen auf und geben sie wieder ab. Dadurch werden positiv geladene Protonen in den Intermembranraum (zwischen äußerer und innerer Membran) gepumpt und es entsteht ein elektrochemisches Potential. Mit dessen Energie werden ADP und anorganisches Phosphat zu ATP verbunden (= oxidative Phosphorylierung).
Die innere Mitochondrien-Membran ist stark gefaltet, um ihre Gesamt-Oberfläche zu vergrößern. Dadurch wird mehr Platz für die zahlreichen Atmungsketten geschaffen, in denen (mit Hilfe von Coenzym Q10) der letzte Schritt der Energiegewinnung stattfindet.
Wenn Sie mehr über die genauen Abläufe in der Atmungskette und die Rolle von Coenzym Q10 erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen den Videoclip „Zellatmung: Wie funktioniert's?“.
Coenzym Q10 ist in der Atmungskette für den Transport der Elektronen von einem zum nächsten Komplex zuständig. Es gibt kein anderes Molekül, das diese Aufgabe übernehmen kann. Deshalb kommt bei einer unzureichenden Versorgung mit Co-Q10 die Energieproduktion ins Stocken.
Co-Q10 als Antioxidans
Neben seiner Funktion als Elektronenüberträger in der Atmungskette ist Coenzym Q10 eines der stärksten Antioxidantien in unserem Körper. Es sorgt dafür, dass sich die Zahl der freien Radikale in Grenzen hält. Diese Aufgabe ist für unsere Gesundheit von entscheidender Bedeutung, da zu viele Radikale die Strukturen der Zellen angreifen und zerstören können. Für viele Wissenschaftler gelten sie als Hauptursache für die Zellalterung. Sie entstehen zum Beispiel durch Umweltgifte, UV-Strahlung oder im Laufe natürlicher Stoffwechselprozesse.
Coenzym Q10 ist fettlöslich und schützt vor allem die „fettigen“ Lipid-Membrane. Dazu gehören die Zellwände und die Hüllen der Mitochondrien. Da es andere Radikalfänger wie Vitamin E, Vitamin C und Glutathion regenerieren kann, ist es das Zentrum der antioxidativen Abwehr2. Außerdem ist Co-Q10 das einzige fettlösliche Antioxidans, das unser Körper selbst bilden kann.
So wurde Coenzym Q10 entdeckt
1957 isolierte Professor Frederick L. Crane von der Universität Wisconsin (USA) eine bisher unbekannte Substanz. Er vermutete, dass es sich um ein elektronenübertragendes Molekül handeln könnte und bat Professor Karl Folkers von der Universität Texas um Hilfe. Folkers entschlüsselte die Struktur des neuen Stoffes3. Da er nicht sicher war, ob es sich dabei um ein neues Vitamin Q handelt, benannte er es nach seiner Funktion: Coenzym Q.
Wenig später (1961) bewies der britische Biochemiker Prof. Dr. Peter Mitchell, dass unsere Zellen den Energieträger ATP innerhalb der Atmungskette erzeugen, wobei Coenzym Q10 als Elektronenüberträger dient4. Eine bahnbrechende Entdeckung, die heutzutage zu den Eckpfeilern der Biochemie zählt. Dafür wurde Mitchell 1978 mit dem Nobelpreis für Chemie geehrt.
Seitdem wurden die Funktionen von Co-Q10 und sein möglicher Einfluss auf unsere Gesundheit in Hunderten von Studien untersucht.
Mögliche Anwendungsbereiche von Coenzym Q10
Damit Sie sich ein Bild von der derzeitigen Studienlage machen können, stellen wir Ihnen im folgenden Text mögliche Anwendungsbereiche vor. Dabei haben wir uns auf die Ergebnisse randomisierter placebo-kontrollierter Doppelblindstudien konzentriert.
Im Gegensatz zu einfachen Studien sind sie zuverlässiger, da sie den Placebo-Effekt (Wirkung durch eine positive Erwartung) ausschließen. Dafür werden die Teilnehmer nach einem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhält den Wirkstoff und die andere ein Placebo und weder die Ärzte noch die Patienten wissen, wer welches Mittel bekommt.
Aussagekräftig sind auch Studien, bei denen der psychische Einfluss keine Rolle spielt. Zum Beispiel weil sie messbare körperliche Veränderungen wie den Blutdruck erfassen – oder die Konzentration eines bestimmten Wirkstoffes im Blut oder in den Zellen.
Ist Coenzym Q10 gut für das Herz?
Unser Herz braucht besonders viel Energie. Es schlägt bei einem gesunden Erwachsenen etwa 80-mal in der Minute, mehr als 100.000-mal am Tag und mehr als 3 Milliarden-mal bis zum Alter von 80 Jahren. Für diesen Kraftakt sind in einer einzigen Herzmuskelzelle bis zu 2000 Mitochondrien enthalten – die alle auf Co-Q10 angewiesen sind, um ihre Aufgabe als Energieproduzent zu erfüllen.
Anhand von Gewebeproben zeigte sich, dass die Konzentration von Co-Q10 in den Herzmuskelzellen mit zunehmendem Schweregrad einer Herzinsuffizienz sinkt5.
Wissenschaftler vermuten, dass erhöhter oxidativer Stress dafür verantwortlich ist. Dann wird Coenzym Q10 von der Energieproduktion abgezogen, um als Antioxidans freie Radikale zu bekämpfen.
Mittlerweile gibt es eine stattliche Anzahl von Studien, die auf einen positiven Einfluss von Coenzym Q10 bei bereits vorliegenden Herzerkrankungen hindeuten. Zum Beispiel bei allgemeinen Herzbeschwerden6, Herzinsuffizienz7,
Herzrhythmusstörungen8, Herzversagen9, Bluthochdruck10 und Arteriosklerose11, 12.
Viele dieser Studien waren Doppelblindstudien, was ihre Aussagekraft erhöht. Da sie jedoch nur mit wenigen Teilnehmern und nur für kurze Zeit durchgeführt wurden, gelten sie offiziell nicht als wissenschaftlicher Beweis (Lesen Sie dazu unseren Blogbeitrag „Coenzym Q10 – Herz und Kreislauf”).
Hat CoQ10 einen Anti-Aging-Effekt?
Freie Radikale sind für viele Wissenschaftler die Hauptursache der Alterung und Auslöser für chronische Krankheiten wie Alters-Diabetes oder Herz-Kreislaufprobleme. Antioxidantien wie die Vitamine C und E können unsere Zellen vor Schäden durch diese aggressiven Sauerstoff-Verbindungen schützen. Da Coenzym Q10 ein besonders starkes Antioxidans ist (sogar stärker als Glutathion), wurde es schnell als das beste Mittel gegen das Älterwerden beworben.
Fest steht: Die Konzentration von Coenzym Q10 in unserem Körper sinkt mit zunehmendem Alter deutlich. Das Herzgewebe von 77- bis 81-jährigen Personen enthält zum Beispiel weniger als die Hälfte Q10 (43%) als das Herz junger Menschen um die 20. Dieses Defizit konnte in einer Reihe von Studien durch die Einnahme von Coenzym Q10 ausgeglichen werden.
In einer Studie aus Japan wurde zudem nachgewiesen, dass die tägliche Einnahme von 100 bis 120 mg Co-Q10 einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und die Lebensqualität hat. Am Ende der Studienzeit (6-12 Monate) waren die Werte für Vitalität und mentale Gesundheit signifikant erhöht.13
Fördert Coenzym Q10 die sportliche Leistung?
Je mehr Energie der Körper benötigt, desto mehr Coenzym Q10 braucht er. Diese einfache Formel ist natürlich für Sportler äußerst interessant. Schon der Schwimmer Mark Spitz, der bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München sieben Goldmedaillen gewann, nahm Coenzym Q10 zur Leistungssteigerung ein.
Es gibt nur wenige Studien, die sich mit diesem Thema beschäftigten. Die wichtigste dürfte ein Doppelblindstudie mit 100 deutschen Olympiateilnehmern sein. Sie bekamen über 6 Wochen entweder 300 mg Ubichinol (die aktive Form von Coenzym Q10) oder ein Placebo. Im Vergleich mit der Placebo-Gruppe zeigten die Teilnehmer der Q10-Gruppe eine signifikant höhere Leistungsfähigkeit und Spitzenleistung während des Trainings14.
Ist Q10 gut für die Haut?
Viele Anti-Falten- und Anti-Aging-Produkte enthalten Coenzym Q10 und werden als Wundermittel angepriesen. Sie sollen nicht nur weiteren Falten vorbeugen, sondern auch bestehende Falten reduzieren, das Hautbild verbessern und dem Teint eine jugendliche Frische verleihen.
Doch ob wir durch die Auftragung von Q10 auf der Haut die Uhr zurückdrehen und wieder jünger aussehen können, ist sehr zweifelhaft. Bei Vorher-Nachher-Vergleichen versagten diese Produkte kläglich, egal welchen Preis sie hatten.
Wesentlich effektiver dürfte die Pflege der Haut „von innen” mit einer Nahrungsergänzung sein. Dies konnte in einer Doppelblindstudie bestätigt werden. Die Teilnehmer erhielten entweder Placebo oder 50 bzw. 150 mg Co-Q10 über 12 Wochen. Bei den Probanden der Coenzym Q10-Gruppe wurden in dieser Zeit (im Gegensatz zu der Placebo-Gruppe) Falten und Mikroreliefs deutlich reduziert und die Hautglätte sichtbar verbessert15.
Kann Coenzym Q10 das Zahnfleisch stärken?
Menschen mit Parodontitis leiden meist an einem Co-Q10-Mangel im Zahnfleisch16. Um dieses Defizit zu kompensieren, wurde in einer Studie Q10 direkt in die Zahnfleischtaschen gegeben. Dadurch verringerten sich die Tiefe der Zahnfleischtaschen und der Substanzverlust des Zahnhalteapparates schon nach 3 Wochen17.
Mit normalem Coenzym Q10 sind solche Ergebnisse nicht möglich. In Sprays sind dagegen in jedem Sprühstoß Billionen von Liposomen mit Coenzym Q10 enthalten (winzig kleine Bläschen mit einem Durchmesser von 100 nm). Sie können von unseren Schleimhautzellen direkt aufgenommen werden und verbessern die Bioverfügbarkeit von Q10 bis auf das 8t-fache.
Welchen Einfluss hat Co-Q10 auf unser Immunsystem?
Die Abwehrzellen unseres Immunsystems sind auf eine optimale Versorgung mit Coenzym Q10 angewiesen, da sie sehr viel Energie bei ihrem Einsatz gegen Krankheitserreger und andere Fremdsubstanzen verbrauchen. Außerdem werden ihre Membrane durch Co-Q10 vor freien Radikalen geschützt.
In Tierversuchen zeigte sich, dass Coenzym Q10 Fresszellen (die u. a. von Viren befallene Zellen verdauen und abtöten) zu einer erhöhten Aktivität anregt und die Bildung einer Gruppe von weißen Blutkörperchen fördert18. Und bei einer Humanstudie wurde durch die gemeinsame Einnahme von Q10 und Vitamin E die Zahl der Antikörper gegen Viren und Bakterien erhöht19.
Coenzym Q10 bei Migräne
Bis heute gibt es nur Vermutungen, wodurch Migräneanfälle entstehen. Eine mögliche Ursache ist eine mitochondriale Dysfunktion. Dabei handelt es sich um eine Schädigung und Schwächung der Mitochondrien durch Erbgutveränderungen oder oxidativen Stress.
An der Universität Zürich wurde dazu eine Doppelblindstudie durchgeführt. Bei denjenigen, die 3-mal täglich 100 mg Co-Q10 einnahmen, sanken innerhalb von 3 Monaten sowohl die Anzahl als auch die Intensität der Migräneanfälle signifikant gegenüber Placebo20.
Noch interessanter ist eine Studie, die messbare Veränderungen im Körper durch den Einfluss von Coenzym Q10 bei Migräne nachwies. Bei Frauen, die 3 Monate lang täglich 400 mg Co-Q10 bekamen, sank nicht nur die Zahl der Migräneanfälle. Auch die Menge des Migränemarkers CGRP sowie des Entzündungsmarkers TNF-α gingen signifikant zurück21.
Neurodegenerative Erkrankungen
Manche Erkrankungen schädigen das Nervensystem im Gehirn. Dazu gehören Parkinson (Schüttellähmung) und Alzheimer. Bei Parkinson-Patienten verlieren bestimmte Hirnzellen die Kraft, Dopamin zu produzieren. Dopamin ist u.a. für die Weiterleitung der Nervenimpulse zu den Muskeln wichtig. Bei Alzheimer sterben übermäßig viele Zellen im Gehirn ab. Einige Medikamente können das Fortschreiten dieser neugenerativen Erkrankungen verlangsamen und bestehende Beschwerden lindern, aber eine Heilung ist nicht möglich.
Die Ursachen für die Zellschäden im Gehirn sind noch unklar. Es gibt allerdings Hinweise, dass eine mitochondriale Dysfunktion (schlechte Versorgung der Mitochondrien mit Energie und Antioxidantien) dabei eine Rolle spielen könnte22. In dem Fall könnte Co-Q10 eine große Bedeutung für die Behandlung und Prävention von Demenzerkrankungen haben23.
Erkenntnisse zu Parkinson
Die Atmungskette ist der letzte Schritt der Energiegewinnung, bei der Coenzym Q10 als Elektronen-Überträger dient. Bei Parkinson-Patienten sind mehrere Komplexe der Atmungskette weniger aktiv als bei gesunden Menschen24.
In einigen Doppelblindstudien konnte Co-Q10 das Krankheitsbild signifikant verbessern, insbesondere bei hohen Dosierungen(1200 mg)25,26. Andere Studien zeigten dagegen (bei derselben Dosierung) keine Unterschiede beim Vergleich der Q10- und der Placebo-Gruppe27.
Studien mit Q10 bei Alzheimer
Die Ursachen von Alzheimer sind immer noch nicht geklärt. Das macht eine Behandlung äußerst schwierig.
Durch die Einnahme von Coenzym Q10 wurden in den ersten Studien keine Unterschiede zwischen Alzheimer-Patienten und gesunden Menschen beim Serumspiegel festgestellt. Eine Studie aus Japan zeigte, dass ein niedriger Q10-Spiegel mit einem höheren Risiko für Demenzverbunden ist28. Außerdem gibt es eine Laborstudie, in der die Ausbreitung der charakteristischen Amyloid-Plaques (Protein-Fragmente) durch Coenzym Q10 gehemmt und bereits vorhandene destabilisiert wurden29.
Insgesamt sind die Ergebnisse der Studien über Q10 bei neurodegenerativen Erkrankungen zu widersprüchlich, um sich ein Urteil zu bilden.
Diabetes mellitus
Um Insulin zu produzieren, braucht die Bauchspeicheldrüse viel Energie. Da bei Diabetikern nicht genug Insulin ausgeschüttet wird, werden die Mitochondrien ihrer Drüsenzellen vielleicht nicht ausreichend mit Coenzym Q10 versorgt. Zum Beispiel weil Q10 im gesamten Körper verstärkt als Antioxidans gegen freie Radikale eingesetzt wird. Sie treten bei Diabetes häufiger auf und verursachen die typischen Begleiterscheinungen dieser Krankheit (Nervenschäden, Gefühllosigkeit in den Füßen oder den Verlust der Sehkraft). Tatsächlich ist das Verhältnis von Coenzym Q10 zu Cholesterin im Blutplasma von Diabetikern niedriger als bei gesunden Personen30.
Um herauszufinden, ob dieses Missverhältnis durch Coenzym Q10-Gaben ausgeglichen werden kann, wurde eine Doppelblindstudie durchgeführt. Die Patienten bekamen 12 Wochen lang 150 mg Coenzym Q10 oder ein Placebo. In dieser Zeit sanken die Werte für den Nüchternblutzucker und Hämoglobin A1C* bei den Q10-Empfängern signifikant im Vergleich mit der Placebo-Gruppe. Beim Insulin-Serumspiegel und der Insulinresistenz gab es keine Unterschiede31. Eine andere Doppelblindstudie wies nach, dass auch die Triglycerid-Werte signifikant reduziert werden32.
Diabetiker, die Coenzym Q10 einnehmen, sollten aufgrund dieser Ergebnisse ihren Blutzuckerspiegel häufiger kontrollieren und (in Absprache mit ihrem Arzt!) die Dosierung ihrer Medikamente anpassen.
*Hämoglobin A1C ist verzuckertes Hämoglobin, das auch „Blutzuckergedächtnis“ genannt wird. Es bildet sich, wenn die Glucose-Werte mehrere Wochen lang zu hoch sind.
Coenzym Q10 bei Fibromyalgie
Bei Personen, die unter Fibromyalgie (Weichteilrheumatismus) leiden, sind die Q10-Spiegel etwa 40% niedriger als bei gesunden Menschen33. Eine Ursache könnte – wie bei Diabetes – erhöhter oxidativer Stress sein, durch den viel Co-Q10 verbraucht wird.
Es gibt nur wenige Studien, die den Einfluss von Coenzym Q10 bei Fibromyalgie untersuchten. In einer Doppelblindstudie wurde bei Patienten, die täglich 300 mg Q10 einnahmen, ein signifikanter Rückgang der Symptome im Vergleich mit der Placebo-Gruppe erzielt34.
Fruchtbarkeit von Männern und Frauen
Je älter Frauen werden, desto schlechter ist die Qualität ihrer Eizellen. Ein Forscherteam stellte fest, dass es einen Zusammenhang mit einer zunehmenden mitochondrialen Fehlfunktion gibt. Sie wird wahrscheinlich durch eine unzureichende Versorgung mit Coenzym Q10 verursacht. Die altersbedingte Abnahme der Eizellenqualität und -menge konnte durch die Gabe von CoQ10 rückgängig gemacht werden35.
Bei unfruchtbaren Männern stieg durch die Einnahme von Coenzym Q10 die Konzentration von Q10 in der Samenflüssigkeit und den Samenzellen signifikant. Außerdem wurde die Beweglichkeit der Spermienzellen erhöht36,37.
Ein Einfluss von Coenzym Q10 auf die Geburtsrate konnte bisher weder bei Frauen noch bei Männern nachgewiesen werden.
Ist Q10 bei Statinen empfehlenswert?
Viele Patienten, die erhöhte Blutfettwerte haben, müssen Statine einnehmen. Diese Medikamente senken jedoch nicht nur den Cholesterinspiegel. Sie hemmen auch die Bildung von Coenzym Q10, was langfristig zu einem Co-Q10-Mangel führt. Wissenschaftler sehen hier einen Zusammenhang mit den Muskelbeschwerden und Ermüdungserscheinungen, die häufig als Nebenwirkung bei Statinen vorkommen38,39.
Die Studienlage ist widersprüchlich. Bei einigen Studien konnte eine Nahrungsergänzung mit Coenzym Q10 diese Muskelschmerzen reduzieren bzw. verhindern – und bei anderennicht40.Einpositiver Effekt scheint individuell sehr unterschiedlich zu sein.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz hält eine Nahrungsergänzung mit Coenzym Q10 bei Statinen für empfehlenswert, wenn Defizite nicht über die Nahrung ausgeglichen werden können41.
Q10 gegen Nebenwirkungen von Krebsmedikamenten
Bei vielen Krebserkrankungen (wie Brust-, Lungen-, Prostata-, Pankreas-, Dickdarm- und Nierenkrebs, Melanomen und Gehirntumoren) wurde ein Rückgang der Q10-Konzentration im Körper nachgewiesen42.
In einigen Studien konnte Coenzym Q10 die Nebenwirkungen von Krebsmedikamenten wie allgemeine Erschöpfung und eine Schwächung des Immunsystems abmildern43.
Fazit
Die meisten Studien mit Coenzym Q10 wurden nur mit geringen Teilnehmerzahlen durchgeführt und/oder hatten eine kurze Studiendauer*. Sie reichen für einen wissenschaftlich anerkannten Beweis für einen positiven Effekt von Co-Q10 nicht aus.
Es gibt jedoch ein paar Fakten über Coenzym Q10, die als gesichert gelten:
⦁ Co-Q10 ist für uns lebensnotwendig ⦁ Es ist eines der stärksten Antioxidantien in unserem Körper ⦁ Es ist unverzichtbar für die Energieproduktion in den Zellen ⦁ Die Konzentration von Coenzym Q10 in unseren Organen und Geweben nimmt im Laufe unseres Lebens stark ab ⦁ Im Blut oder Gewebe kranker Menschen ist häufig signifikant weniger Coenzym Q10 enthalten als bei gesunden Menschen (zum Beispiel bei Herzinsuffizienz, Parodontitis, Fibromyalgie, Diabetes, Krebserkrankungen) ⦁ Durch eine Nahrungsergänzung mit Coenzym Q10 steigen die Serumspiegel im Blut
Ob mit der Einnahme von Co-Q10 die Lebensqualität erhöht werden kann, scheint individuell unterschiedlich zu sein. Menschen, die Medikamente einnehmen, sollten mögliche Wechselwirkungen beachten (z. B. bei Blutdruck- und Blutzuckersenkern). Bei Defiziten durch Statine (die den Cholesterinspiegel senken, aber gleichzeitig die Coenzym-Q10-Produktion hemmen), werden Nahrungsergänzungen mit Q10 empfohlen, wenn sie nicht über die Nahrung ausgeglichen werden können.
Welches Potential Coenzym Q10 tatsächlich hat, wird sich erst in Zukunft erweisen. Ein Wundermittel, wie es häufig beworben wird, ist Q10 jedoch nicht.
* Dass die Wirkung von Coenzym Q10 nach seiner Entdeckung vor über 70 Jahren immer noch nicht mit großangelegten Studien untersucht wurde, dürfte an den hohen Kosten liegen. Nur Pharmaunternehmen wären in der Lage diese zu stemmen. Damit würden sie aber gleichzeitig den Verkauf ihrer (teuren Medikamente) torpedieren.
5 Folkers K, Littarru GP, Ho L, Runge TM, Havanonda S, & Cooley D. (1970). Evidence for a deficiency of coenzyme Q10 in human heart disease. International Journal of Vitamin Research 40(3):380-90.
38 Erik S. Stroes, et al., Statin-associated muscle symptoms: impact on statin therapy –– European Atherosclerosis Society Consensus Panel Statement on Assessment, Aetiology and Management, European Heart Journal, Volume 36, Issue 17, 1 May 2015, Pages 1012–1022